Hundeerziehung

Scheuer Hund: So stärken Sie sein Selbstvertrauen

Die Türklingel ist purer Stress, Artgenossen bereiten große Angst und neue Wege werden ganz vorsichtig begangen? Ein scheuer Hund hat es im Alltag oft nicht leicht, da viele Eindrücke Stress, Unbehagen oder Angst auslösen. Oftmals mangelt es scheuen Hunden an Selbstvertrauen. Doch als Hundehalter können Sie dieses stärken, um den Hundealltag einfacher zu machen.
Angelegte Ohren, gesenkter Kopf, eingezogene Rute – scheue oder ängstliche Hunde zeigen ihre Angst meist sehr deutlich – Shutterstock / David Porras
Angelegte Ohren, gesenkter Kopf, eingezogene Rute – scheue oder ängstliche Hunde zeigen ihre Angst meist sehr deutlich – Shutterstock / David Porras

Ein scheuer Hund kann aufgrund verschiedener Ursachen scheu oder unsicher sein. Möglich sind beispielsweise eine reizarme Welpenzeit, Vernachlässigung in der Entwicklung oder auch schlechte Erfahrungen wie Gewalt im jungen Alter. Auch kann schlichtweg die Persönlichkeit der Grund sein. Sogar die Genetik fließt mitunter ein: Forscher fanden zum Beispiel heraus, dass wenig pigmentierte Vierbeiner oftmals ängstlicher sind als Artgenossen mit vielen Pigmenten. Wichtig ist es, dass ein scheuer Hund unabhängig von der Ursache seines Verhaltens mehr Selbstvertrauen bekommt und seine Scheu nach und nach ablegt.

Scheuer Hund: Vierbeiner nicht in seiner Angst bestätigen

Wenn Sie einen scheuen Hund zu Hause haben, ist es besonders wichtig, dass Sie ihn in seinem Verhalten nicht bestätigen. Wenn ein scheuer Hund etwa vor einem Besucher Angst hat, der gerade die Wohnung betritt, sollten Sie ihn keinesfalls streicheln, gut zureden oder ihm in irgendeiner Form das Gefühl geben, dass seine Angst berechtigt ist. Würden Sie Ihren Hund in einer unberechtigten Angstsituation ausgiebig streicheln und mitleidig bemuttern, denkt Wuff: Herrchen oder Frauchen versucht mich zu beruhigen, also stimmt tatsächlich etwas nicht. Auch wenn es manchmal schwer fallen mag, sollten Sie Ihre Fellnase in solchen Momenten ignorieren und ihm stattdessen passive Sicherheit geben, indem Sie souverän und ausgelassen mit dem Besuch interagieren.

Strahlen Sie Sicherheit auf Ihren Hund aus

Ihr Hund erkennt in der Regel an Ihrem Verhalten, dass keine Gefahr besteht, und passt sich Ihrer emotionalen Lage an. Tiere sind Meister darin, an dem Verhalten von Bezugspersonen Situationen einzuschätzen. Sind Sie entspannt, entspannt sich im besten Fall auch der Vierbeiner ein wenig. Strahlen Sie in Stresssituationen daher immer Sicherheit aus, statt nervös oder mitleidig zu reagieren. Sie sind der starke Partner, an dem sich Ihr Hund orientiert. Wenn Sie Anzeichen von unberechtigter Angst bei Ihrem Kaltschnäuzer feststellen, werden Sie umso sicherer. Sprechen Sie mit ruhiger, fester Stimme und gehen Sie souverän voran.

Selbstvertrauen beim Hund stärken: Lob und Ermunterung

Selbstvertrauen gewinnt man unter anderem durch das Meistern bestimmter, stressiger Situationen. Das gilt für Menschen gleichermaßen wie für Tiere. Sieht ein scheuer Hund, dass er Situationen, in denen er unsicher ist oder Angst hat, gut durchsteht, wird er immer sicherer und sein Vertrauen in sich selbst wächst. Sie als Halter können ihn darin unterstützen, indem Sie ihn dazu ermuntern, "Mutproben" zu machen. Beginnen Sie ganz klein und fordern Sie Ihren Hund beispielsweise dazu auf, über einen Graben zu springen oder über eine Brücke zu gehen, vor der er normalerweise Angst hat.

Besonders wichtig: Loben Sie Ihren Hund ausgiebig, wenn er eine "kritische" Situation gemeistert hat. Überschwängliches Lob, Belohnung und pure Freude bestätigen Ihren Hund darin, etwas gut gemacht zu haben. Er gewinnt Sicherheit und sein Selbstvertrauen wird gestärkt. Positive Erlebnisse sind das A und O für einen scheuen Hund.

Scheuer Hund: Training gegen die Angst

Konkrete Angst lässt sich mitunter durch gezieltes Hundetraining bekämpfen. Das Zauberwort heißt: Desensibilisierung. Dabei geht es darum, dass Wuff Schritt für Schritt mit seinen Ängsten konfrontiert wird und nach und nach abgehärtet beziehungsweise desensibilisiert wird. Wenn Ihr Hund Angst vor Artgenossen hat, können Sie beispielsweise vorsichtiges Begegnungstraining anstreben. Hat Ihr Hund Angst vor Gewitter, könnten Sie ihm in Trainingsstunden Gewitter von der CD vorspielen und dieses nach und nach lauter werden lassen, während Sie selbst sicher und souverän bleiben und Ihren Hund immer dann überschwänglich loben, wenn er während des CD-Gewitters ruhig blieb. Auch Obedience-Training ist ein bewährtes Hundetraining zur Stärkung des Selbstvertrauens. Lesen Sie mehr im Ratgeber "Darum geht es beim Obedience Training für den Hund".

Sie können Training gegen Unsicherheit und Angst auch mithilfe eines professionellen Hundetrainers oder Tierpsychologen angehen – dies ist besonders in schweren Fällen ratsam. Sollten Sie eine Angststörung bei Ihrem Hund feststellen, ist der Gang zum Tierarzt nötig. Mehr zum Thema lesen Sie im Ratgeber: "Angststörung beim Hund: Symptome erkennen".

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