Hundehaltung

Hunde und Mobbing: Wenn der Hund andere schikaniert

Wenn es zu Mobbing unter Hunden kommt, gibt es nicht nur eine Opfer-, sondern auch eine Täterseite. Mobbende Hunde haben meist schon als Welpen gelernt, dass es sich für sie lohnt, Artgenossen zu schikanieren. Sollten Sie einen solchen "Raufbold" zu Hause haben, lassen Sie ihn nicht einfach machen, denn dann verschlechtert sich sein Verhalten. Doch was kann man in diesem Fall tun?
Ist das noch ein Spiel oder schon Mobbing? Zwei Hunde kämpfen – Shutterstock / Oleksiy Rybakov
Ist das noch ein Spiel oder schon Mobbing? Zwei Hunde kämpfen – Shutterstock / Oleksiy Rybakov

Der Mobbing-Begriff ist heutzutage vor allem in Bezug auf Menschengruppen in der Schule oder am Arbeitsplatz geläufig. Dabei stammt er ursprünglich aus der Tierwelt: Der Verhaltensbiologe Konrad Lorenz beschrieb damit 1963 ein Phänomen, wenn sich mehrere Tiere zusammenschließen, um gemeinsam einen Fressfeind zu vertreiben, zum Beispiel Gänse einen Fuchs. Für Menschengruppen wurde die Bezeichnung erst in 1970er Jahren durch den schwedischen Psychologen und Arzt Heinz Lehmann übernommen. Hunde können ebenfalls sowohl Opfer als auch Täter von Mobbing werden – wobei sie weniger Psychoterror als vielmehr körperliche Gewalt dafür einsetzen.

Warum Hunde zu Mobbing neigen

Ein mobbender Hund sucht sich meistens schwächere Artgenossen als Opfer aus, zum Beispiel Hunde mit Handicap, kleinere Hunde, Welpen, Neulinge in einer Hundegruppe oder sehr ängstliche, unsichere Tiere sowie solche, die starke Beschwichtigungssignale zeigen. Es kann auch sein, dass andere Vierbeiner sich vom Mobber anstiften lassen und das Mobbing-Opfer in der Gruppe schikanieren. Die Täter jagen den anderen Hund, rempeln ihn an, schmeißen ihn um, halten ihn gegen seinen Willen fest und bedrängen ihn. Das gemobbte Tier wird versuchen zu flüchten, Schutz zu suchen oder die Angreifer zu beschwichtigen – was diese nur noch mehr anstachelt. Grund hierfür ist die Ausschüttung von Adrenalin in Jagd- und Angriffssituationen, die der Mobber als angenehm aufputschend empfindet. In entsprechenden Situationen gehen die Pferde mit ihm durch und er hat sich nicht mehr unter Kontrolle.

Verhalten ist erlernt

Oft haben mobbende Hunde dieses Verhalten schon als Welpen gelernt und die Adrenalinausschüttung als Belohnung empfunden. Ihnen macht das Mobbing von Artgenossen einfach Spaß, sie finden es spannend und aufregend, wenn sie andere unterbuttern. Es gibt bestimmte Hunderassen, die dafür anfälliger sind als andere – Jagdhunde und Windhunde zum Beispiel, da Erstere einen ausgeprägten Jagdinstinkt haben und Letztere gern sehr schnell laufen und den Adrenalinkick dabei genießen. Ein Renn- oder Jagdspiel mit anderen Hunden kann dann in Mobbing umschlagen. Dem spanischen Windhund und Jagdhund Galgo Español wird eine Tendenz zu Mobbing-Verhalten häufig nachgesagt. Allerdings muss dazu betont werden, dass die angeborene Veranlagung kein Schicksal ist, sondern durch gute Hundeerziehung, artgerechte Haltung und Beschäftigung im Zaum gehalten werden kann. Galgos wachsen in Spanien häufig in sogenannten Zuchtanlagen auf, die Welpen und Junghunde werden zusammen im Zwinger gehalten und dann müssen sie ihre Konflikte nach dem Recht des Stärkeren unter sich regeln. So bilden sich schon früh Mobbing-Täter und -Opfer heraus.

Dies kann auch bei jungen Hunden aus dem Ausland passiert sein, wenn sie von Tierschützern nach Deutschland importiert werden, ohne ihre Vorgeschichte zu kennen. In Welpenspielgruppen, die nicht gut geführt und überwacht werden, können die größeren, stärkeren Junghunde ebenfalls lernen, dass es Spaß macht, die kleineren, schwächeren Spielkameraden zu drangsalieren. Spielen dann auch noch die Hormone während der Pubertät verrückt, befinden sich die Mobber im permanenten Ausnahmezustand der Erregung und nutzen Spiele mit Artgenossen, um die Anspannung abzubauen.

Ihr Hund ist ein Mobber? Das können Sie tun

Wenn Ihr Hund andere mobbt, sollten Sie sofort eingreifen. Nehmen Sie Ihren "Raufbold" aus der Situation heraus, führen Sie ihn von den anderen Hunden weg und beruhigen Sie ihn. Versuchen Sie zunächst, ihn mit einem Rückruf-Kommando zu sich zu holen. Funktioniert dies nicht, gehen Sie zu den Hunden hin und leinen Sie Ihren "Rüpel" an. Als Stopp-Signal können Sie sich auch vor Ihrem "Rabauken" aufbauen, die Arme ausbreiten und sich groß machen. Sagen Sie mit fester, klarer Stimme "Stopp" und bleiben Sie ganz ruhig und selbstbewusst so stehen, bis Ihr Vierbeiner sich entspannt. Dann entspannen Sie sich ebenfalls und belohnen Ihren Hund mit einem hochwertigen Leckerli. Durch diese positive Verstärkung lernt er dann nach und nach, dass es für ihn lohnenswerter ist, ruhig zu bleiben als seine Artgenossen zu ärgern.

Bei besonders hartnäckigen Kandidaten ist es hilfreich, sich professionelle Unterstützung zu suchen. Ein Tierpsychologe kann Ihnen helfen, das Hundeverhalten zu verstehen, eine gute Hundeschule oder ein Hundetrainer mit verhaltenstherapeutischer Zusatzausbildung – zum Beispiel im Rahmen einer Problemhundetherapie – greift Ihnen bei der Hundeerziehung unter die Arme. Entspannungsübungen sind für Ihren Hund ebenfalls wichtig, damit er seine innere Ruhe zurückgewinnt und beim Spielen nicht mehr so ausflippt. Akupunktur für Hunde kann zum Beispiel beruhigend wirken. Bis Ihr Vierbeiner sich wieder im Griff hat, sollten Sie Begegnungen mit anderen Hunden auf ein Minimum reduzieren. Ist er ein wenig zur Ruhe gekommen, können Sie an der Hundeschule ein Spiel- und Begegnungstraining durchführen, damit er das "fair play" lernt.

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