Tierkrankheiten

Chronische Darmentzündung (IBD) bei Katzen: Was ist das?

IBD bei Katzen steht für "Inflammatory Bowel Disease" und lässt sich mit "chronische Darmentzündung" übersetzen. Es handelt sich dabei nicht um eine einzelne Krankheit, sondern ist ein Sammelbegriff für verschiedene entzündliche Erkrankungen im Darmbereich, die dauerhaft bestehen bleiben. Heilbar ist IBD nicht, aber sie lässt sich gut behandeln. Alles, was Sie über die Krankheit wissen müssen, erfahren Sie hier.
Mit einer Kombination aus Futterumstellung und Medikamenten versucht der Tierarzt, die IBD bei Katzen zu lindern – Shutterstock / M. A. Arkhipov
Mit einer Kombination aus Futterumstellung und Medikamenten versucht der Tierarzt, die IBD bei Katzen zu lindern – Shutterstock / M. A. Arkhipov

Die chronische Darmentzündung gibt es nicht nur bei Katzen, sondern auch bei Hunden oder bei Menschen – dort sind vor allem die Formen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bekannt. Über die Ursachen ist nur wenig bekannt. Beim Menschen gehen Mediziner davon aus, dass eine genetische Veranlagung und eine Autoimmunreaktion des Darms zusammenkommen und die Krankheit durch einen Auslöser wie bestimmte Lebensmittel oder Bakterien ausbricht.

Was ist IBD bei Katzen?

IBD bei Katzen ist noch nicht so weit erforscht wie bei Menschen. Da sich die chronische Darmentzündung bei Tieren jedoch ähnlich äußert, wird dort ebenfalls eine Mischung aus Veranlagung, Autoimmunreaktion und Auslöser als Ursache vermutet. Es gibt auch bei Katzen unterschiedliche Formen von IBD. So kann beispielsweise vor allem der Dickdarm befallen sein – wie bei der Colitis ulcerosa. Möglich ist aber auch, dass im Wesentlichen der Dünndarm chronisch entzündet ist, wie es meistens bei Morbus Crohn der Fall ist.

Durch die chronische Entzündung verdickt sich die Darmwand des betroffenen Abschnitts im Verdauungstrakt. Das führt allmählich zu einer Darmverengung und zu einer Beeinträchtigung der Darmmotorik. Erkrankte Katzen können ihr Futter dann nicht mehr richtig verdauen und leiden unter schmerzhaften Bauchkrämpfen.

Chronische Darmentzündung bei Katzen erkennen: Symptome von IBD

Welche Symptome auf eine IBD bei Katzen hindeuten, hängt davon ab, ob die chronische Entzündung im Dickdarm oder Dünndarm vorliegt. Ist der Dünndarm von IBD betroffen, äußert sich das meist durch die folgenden Anzeichen:

Durchfall
● Blut im Stuhl (erkennbar an schwarzem Kot)
Gewichtsverlust

Ist der Dickdarm chronisch entzündet, lässt sich das beispielsweise an diesen Symptomen erkennen:

● Häufiger Toilettengang mit geringem Kotabsatz
● Vermehrter Drang, Kot abzusetzen (Tenesmus)
● Schleim und Blutspuren im Stuhl
● Kaum Gewichtsverlust

Oft kommt bei IBD außerdem noch Erbrechen hinzu. Ihre Katze leidet überdies manchmal an einem aufgeblähten Bauch. Die Beschwerden der chronischen Darmentzündung sind nicht konstant gleich, sondern treten schubweise auf. Infolge der Verdauungsprobleme kann die Nahrung nicht mehr richtig verarbeitet werden, sodass Mangelerscheinungen die Folge sind. Dazu gehören:

● Müdigkeit
● Abgeschlagenheit
Depressionen
● Mattes oder struppiges Fell

Wie stellt der Tierarzt die Diagnose von IBD?

Leider sind die Symptome für IBD nicht eindeutig auf diese Krankheit zurückzuführen. Die Verdauungsstörungen und Mangelerscheinungen können auch auf andere Erkrankungen hindeuten. Da die Ursachen zudem nicht zweifelsfrei geklärt sind, bleibt dem Tierarzt nur die Möglichkeit einer Ausschlussdiagnose, um die chronische Darmentzündung zu erkennen. Mithilfe von Kot- und Blutuntersuchungen, Funktionstests bestimmter Organe sowie Ultraschall versucht er, die folgenden Krankheiten auszuschließen:

● Parasiten, zum Beispiel Würmer
● Bakterien, zum Beispiel Salmonellen
Nierenprobleme
Leberprobleme
Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Feline Leukose (FeLV)
Feline Infektiöse Peritonitis (FIP)
Feline Immundefizienz (FIV)
● Exokrine Pankreasinsuffizienz (EPI – chronische Bauchspeicheldrüsenschwäche)
Tumore im Verdauungstrakt

Durch eine Ausschlussdiät testet der Tierarzt außerdem, ob Ihre Katze womöglich unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder einer Futterallergie leidet. Allerdings kann sich auch eine IBD durch eine Ausschlussdiät verbessern. Daher ist ein Ultraschall des Bauchraums sowie eine Darmspiegelung (Endoskopie) wichtig, die chronische Darmentzündung entweder zu bestätigen oder zu widerlegen. Mithilfe einer Gewebeentnahme (Biopsie) während der Darmspiegelung und ihrer Untersuchung kann der Tierarzt sehen, ob eine chronische Entzündung vorliegt. Der Ultraschall ist außerdem wichtig, um Tumore im Verdauungstrakt zu erkennen beziehungsweise auszuschließen.

IBD durch Futterumstellung behandeln

Die Therapie von IBD bei Katzen zielt darauf ab, die Beschwerden dauerhaft zu lindern. Eine Heilung gibt es derzeit nicht. Zunächst versucht der Tierarzt, durch eine strenge Futterumstellung den Verdauungstrakt zu beruhigen, Mangelerscheinungen zu beheben und ein gesundes Gewicht zu erhalten. Wie auch zur Behandlung einer Futtermittelunverträglichkeit kommt es bei IBD zu einer Ausschlussdiät.

Ihre Katze darf dann nur noch Futter mit Fleisch essen, das sie vorher noch nie bekommen hat – beispielsweise Kaninchen, Ente, Kalb oder exotische Fleischsorten wie Rentier, Elch, Gnu oder Känguru. Katzen mit IBD des Dickdarms profitieren außerdem von einem höheren Rohfaseranteil im Futter. Dies kann helfen, die Darmmotorik anzuregen und die Kotkonsistenz so zu verbessern, dass Ihr Haustier den Kot leichter ausscheiden kann.

In schweren Fällen mit starkem Durchfall und häufigem Erbrechen kann es sein, dass Ihre Katze dehydriert ist. Dann kann eine Infusion zum Flüssigkeitsausgleich notwendig werden.

Entzündungshemmende Medikamente gegen IBD bei Katzen

Als Ergänzung verschreibt der Tierarzt Ihrer Katze entzündungshemmende Medikamente, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Prednisolon. Er lindert die Entzündung und unterdrückt die Autoimmunreaktion im Darm. Unglücklicherweise hat Prednisolon teils starke Nebenwirkungen, etwa eine erhöhte Infektanfälligkeit oder Diabetes mellitus. Daher wird Ihr Tierarzt die anfangs hohe Dosis mit der Zeit reduzieren und die Abstände zwischen den Medikamentengaben immer weiter verlängern. Dieser Vorgang nennt sich "ausschleichen lassen" und soll gewährleisten, dass die entzündungshemmende Wirkung überwiegt und die Nebenwirkungen möglichst milde ausfallen.

Unter Umständen genügt die Behandlung mit Futterumstellung und entzündungshemmenden Medikamenten nicht. In diesem Fall kann es sinnvoll sein, zusätzlich Antibiotika oder stärkere Immunsuppressiva (Mittel, die das Immunsystem hemmen) zu verabreichen. Das sollten Sie aber unbedingt mit Ihrem Tierarzt besprechen. Hat sich der Gesundheitszustand Ihrer Katze durch die Behandlung erfolgreich stabilisiert, ist das bereits der erste Schritt zur Besserung. Anschließend ist es wichtig, dass Sie regelmäßig mit Ihrer Katze beim Tierarzt vorbeischauen und aufmerksam bleiben, ob es zu erneuten Krankheitsschüben kommt.

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