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Kaninchen kastrieren lassen: Diese Gründe sprechen dafür

Wenn Sie ungewollten Nachwuchs verhindern möchten, sollten Sie Ihre Kaninchen kastrieren lassen. Allerdings sprechen noch andere wichtige Gründe für eine Kastration – vor allem bei Rammlern.
Damit sich männliche Kaninchen dauerhaft vertragen, sollten beide kastriert werden – Shutterstock / Claudia Steininger
Damit sich männliche Kaninchen dauerhaft vertragen, sollten beide kastriert werden – Shutterstock / Claudia Steininger

Wer sein Kaninchen kastrieren lässt, tut dessen Gesundheit und Sozialverhalten damit etwas Gutes. Bei der Kastration werden die Keimdrüsen entfernt – bei den Rammlern die Hoden und bei den Kaninchendamen die Eierstöcke. Dadurch können keine weiteren Samenzellen respektive Eier produziert werden und die Tiere werden zeugungsunfähig. Überdies werden keine Geschlechtshormone mehr ausgeschüttet, sodass typisches Paarungsverhalten und Revierkämpfe vermieden werden können.

Männliche Kaninchen kastrieren: Gute Gründe

Der offensichtlichste aller Gründe, sein männliches Kaninchen kastrieren zu lassen, ist die Vermeidung von unerwünschtem Nachwuchs. Die Kastration der Männchen ist unkomplizierter als bei Weibchen und für den Tierarzt in der Regel ein Routineeingriff. Je nach Wohnort und Praxis betragen die Kosten einer Kaninchenkastration durchschnittlich zwischen 30 und 70 Euro. Nun könnte man denken, dass man die Rammler in einer rein männlichen Langohr-WG nicht ihrer Hoden berauben muss. Dies ist leider ein Trugschluss, denn anders als in freier Natur können sich die Kaninchen im Gehege nicht aus dem Weg gehen, wenn es zu Revierstreitigkeiten kommt. So niedlich die Mümmelnasen auch aussehen, geht es um ihr Revier, kennen sie ihrem Rivalen gegenüber kein Pardon. Infolge erbitterter Revierkämpfe kann es zu schweren Verletzungen bei den Tieren kommen, an denen sie schlimmstenfalls sterben. Dies kann auch passieren, wenn nur einer der Männchen unkastriert geblieben ist, manchmal scheinbar aus heiterem Himmel, obwohl sich die Kaninchen zuvor bestens vertragen haben. Potente, zeugungsfähige Rammler neigen außerdem dazu, ihre kastrierten Geschlechtsgenossen zu unterdrücken.

Apropos Revier: Wie zum Beispiel auch Kater markieren Kaninchenherren ihre Umgebung mit Urin, der sehr streng riecht. Eine Kastration verhindert dieses Verhalten, sodass sie auch für das Wohlbefinden des Halters von Vorteil ist. Sind die Weibchen in der Kaninchengruppe kastriert oder sterilisiert, genügt das zwar zur Nachwuchsverhütung, doch für ein dauerhaft friedliches Zusammenleben sollten Sie trotzdem auch die männlichen Kaninchen kastrieren lassen. Ansonsten versuchen die liebestollen Rammler, die Weibchen immer mal wieder zu begatten, was für die Kaninchendamen großen Stress bedeutet. Häufen sich die Belästigungen, können sie auch schon mal deutlicher, sprich: aggressiver, werden. Auch hier sind teils schwere Verletzungen die Folge. Für die Männchen ist es ebenfalls stressfreier, wenn sie nicht ständig den Drang verspüren, ihren Sexualtrieb auszuleben.

Frühkastration von Kaninchen: Vor- und Nachteile

Manche Gründe sprechen auch für eine sogenannte Frühkastration junger Rammler. Diese wird zwischen der achten und zwölften Lebenswoche durchgeführt, bevor de Tiere geschlechtsreif sind und ihre Hoden sich vollständig ausgebildet haben. Die Operation ist dann ein wenig aufwendiger, da sie einen kleinen Bauchschnitt erfordert. Erkundigen Sie sich vorher bei Ihrem Tierarzt, ob er Frühkastrationen ausführt oder einen Kollegen kennt, an den Sie sich wenden können. Nicht jeder Tiermediziner beherrscht die erforderliche Operationstechnik. Der Eingriff ist zwar nicht so unkompliziert wie eine spätere Kastration, aber dennoch mit nur wenigen Risiken verbunden. Theoretisch kann es zu Komplikationen kommen, da Kaninchenjunge noch kein vollständig entwickeltes Immunsystem besitzen. Frühkastraten kommen eventuell nicht so gut mit geschlechtsreifen, zeugungsfähigen Weibchen zurecht, da sie nie angefangen haben, Geschlechtshormone oder Samenzellen zu produzieren, und mögliche Avancen nicht verstehen – was wiederum zu Frust bei der verschmähten Kaninchendame führen kann.

Ansonsten bietet die Frühkastration jedoch einige Vorteile: Revierverhalten ist den betroffenen Tieren fremd, sodass sie sanftmütiger sind und sich vor allem mit anderen kastrierten Böckchen gut vertragen. Wenn Sie Ihr Kaninchen kastrieren lassen, nachdem es schon geschlechtsreif ist und Samenzellen produziert, kann es nicht gleich nach der Operation zurück in seine Gruppe. Das liegt daran, dass die vor dem Eingriff produzierten Samenzellen noch in den Samensträngen und Nebenhoden lauern. Nach sechs Wochen sind jedoch auch diese verschwunden, sodass die Tiere dann wieder zusammengesetzt werden können. Diese sogenannte Kastrationsquarantäne ist bei Frühkastraten unnötig, sodass die Kaninchengruppe gleich nach der OP wiedervereint werden kann.

Sollte man weibliche Kaninchen kastrieren lassen?

Bei Kaninchendamen ist die Kastration schwieriger als bei den Männchen, da sie einen Bauchschnitt erfordert. Es kann eher zu Komplikationen kommen und es dauert etwas länger, bis sich die Tiere von der OP erholen. Allerdings kommt es bei den Weibchen relativ oft zu krankhaften Gebärmutterveränderungen – unter anderem Krebs – sowie zu Brustdrüsenerkrankungen. Wird die Gebärmutter vorsorglich entfernt, solange das Tier noch gesund ist, können Sie diesen Krankheiten vorbeugen. Besprechen Sie die Risiken und den Nutzen des Eingriffs am besten mit Ihrem Tierarzt, damit Sie sie gegeneinander abwägen können.

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