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Vom Iltis zum Frettchen: Domestizierung der Mardertiere

Iltis und Frettchen stehen zueinander wie Wolf und Hund oder Falbkatze und Hauskatze. Das heißt, dass die Iltisse die Wildform und Frettchen die domestizierte Haustierform derselben Tierart sind. Die kleinen Raubtiere aus der Familie der Marder wurden vermutlich schon vor rund 2.500 Jahren domestiziert, um sie für die Jagd zu nutzen.
Die Ähnlichkeit zwischen Iltis und Frettchen ist bei diesem Gesellen unverkennbar – Shutterstock / Philip Bird LRPS CPAGB
Die Ähnlichkeit zwischen Iltis und Frettchen ist bei diesem Gesellen unverkennbar – Shutterstock / Philip Bird LRPS CPAGB

Vor allem für die Jagd nach Wildkaninchen wurden und werden Frettchen eingesetzt. Der gezähmte Iltis kriecht problemlos in die Kaninchenbaue und jagt die Tiere heraus, sodass sie draußen von Jägern erlegt oder mithilfe von Netzen oder Habichten gefangen werden können. Doch auch als Schädlingsbekämpfung von Mäusen und Ratten konnten die Mardertiere ihre Dienste erweisen, lange bevor sie sich zu reinen Haustieren entwickelten.

Iltis als Vorfahr vom Frettchen

Es gibt drei Arten von Iltissen: Den Europäischen Iltis – auch Waldiltis genannt –, den Steppeniltis und den Schwarzfußiltis. Es ist nicht zweifelsfrei geklärt, ob das Frettchen vom Waldiltis oder Steppeniltis abstammt – möglich ist beides. Der Steppeniltis ist etwas größer und heller als der Europäische Iltis und kommt in Osteuropa, Zentralasien und der Mandschurei vor. Europäische Iltisse lassen sich auch weiter westlich finden; wie der Name verrät, erstreckt sich ihr Lebensraum über Europa, mit Ausnahme Irlands und Teilen Skandinaviens. Das russische Uralgebirge stellt etwa die Grenze des Lebensraums dar. Darüber hinaus wurden die Iltisse in Neuseeland eingeführt.

Bereits im antiken Griechenland sollen Iltisse gezähmt und für die Jagd eingesetzt worden sein. Vor rund 2.500 Jahren erwähnte etwa Aristophanes Frettchen in seiner Komödie "Die Acharner" und auch Aristoteles beschrieb die Frettchenjagd. Im ersten Jahrhundert nach Christi halfen die kleinen Raubtiere laut Plinius dem Älteren den Römern dabei, einen Kaninchenplage zu bekämpfen.

Der Theologe und Naturforscher Thomas von Cantipré beschrieb die Tierart im 13. Jahrhundert ausführlich und im 14. Jahrhundert tauchten bildliche Darstellungen einer Frettchenjagd auf. Heutzutage ist diese Jagdform allerdings nicht mehr sehr weit verbreitet. Frettchen werden überwiegend als Haustiere gehalten; die schlauen Mardertiere lassen sich gut zähmen und sind bei artgerechter Haltung liebenswerte Gefährten, die beispielsweise auch an der Leine laufen können. Der NABU weist darauf hin, dass Frettchenhalter gut aufpassen müssen, dass die Tiere nicht ausbrechen, da sie sich sonst mit dem wilden Iltis vermischen könnten, was aus Gründen des Artbestands und des Artenschutzes nicht erwünscht ist.

Unterschiede zwischen Iltis und Frettchen?

In der Wildnis leben sowohl der Steppeniltis als auch der Waldiltis überwiegend am Boden und klettern kaum bis gar nicht. Frettchen hingegen lieben es, Klettermöglichkeiten in ihrem Gehege zu haben. Gemeinsam sind den wilden und gezähmten Iltisformen jedoch ihre Vorliebe für raffinierte Verstecke. Europäische Iltisse bevorzugen neben selbstgebuddelten Bauen außerdem Felsspalten, verlassene Kaninchenbaue, Mauernischen und Gebäuderitzen sowie hohle Baumstämme. Der Steppeniltis gräbt die Behausungen seiner Beutetiere – Ziesel, Hamster und Pfeifhasen – frei und holt sie dort heraus, um sie zu fressen und sich in ihren Bauen einzunisten. Frettchen verkriechen sich gern überall, wo es geht.

Waldiltisse können gut schwimmen und tauchen, sie fressen gern Amphibien, Fische, Schlangen, aber auch Nagetiere, Kaninchen, Vögel und Eier. Die Frettchenernährung ähnelt dem insofern, dass sie ebenfalls sehr fleischlastig ist und viele tierische Proteine benötigt. Allerdings stehen bei ihnen Amphibien oder Schlangen in der Regel nicht auf dem Speiseplan. Frettchenrüden werden bis zu 60 Zentimeter groß (inklusive Schwanz) und bis zu rund 2.000 Gramm schwer, die Fähen (Frettchenweibchen) bis zu 40 Zentimeter lang und 850 Gramm schwer. Ihre wilden Verwandten haben zwar ebenfalls diesen deutlichen Größenunterschied zwischen den Geschlechtern, sind aber insgesamt etwas kleiner – der Steppeniltisrüde kann bis zu 56 Zentimeter und das Waldiltismännchen bis zu 46 Zentimeter lang werden. Waldiltisse sind dämmerungs- und nachtaktiv, Frettchen hingegen können sich – ähnlich wie Hauskatzen – an den Tagesrhythmus ihrer Menschen anpassen.

Weitere Verwandte von Iltis und Frettchen

Iltis und Frettchen gehören zur Gattung Mustela aus der Familie der Marder. Zur Mustelagattung zählen neben den Iltissen die Wiesel und die Nerze. Die Marderfamilie umfasst außerdem die Dachse, die Otter und natürlich die Echten Marder. Eine Stufe darüber ist die Marderfamilie in die Gruppe der Marderverwandten eingeordnet – Kleine Pandas, Skunks beziehungsweise Stinktiere und Kleinbären (zum Beispiel der Waschbär) sind ihre Cousins. Die Schwesterngruppe der Marderverwandten umfasst sämtliche Robben inklusive der Hundsrobben, Ohrenrobben und Walrosse.

Die Überfamilie der Robben und Marderverwandten sind die Hundeartigen, die zusammen mit den Katzenartigen die Ordnung der Raubtiere bilden. Insofern sind Iltisse entfernt mit Hunden inklusive unserem Haushund, Wölfen und Füchsen sowie den Bären inklusive dem Großen Panda verwandt.

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